Eine breite Wiedereröffnung des chinesischen Marktes durch das Aufheben der 0-Covid-Politik, rückläufige Energiepreise und infolgedessen nachlassende Inflationszahlen haben die Aktien- und Rohstoffmärkte rund um den Globus positiv beeinflusst.
Der veröffentlichte Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes in China drehte sich im Januar erstmals seit vier Monaten in Richtung Wachstum. Nach der schlagartigen Wiedereröffnung war mitunter die Erholung der Inlandsnachfrage für den Anstieg des Index auf 50,1 Punkte verantwortlich. Jedoch leiden die Exportaussichten weiterhin aufgrund des schwächeren globalen Wachstums. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose für das diesjährige BIP-Wachstum Chinas deutlich um 0,8 Prozentpunkte auf nun 5,2 Prozent angehoben. Daher könnten die börsennotierten Unternehmen Chinas in den kommenden Monaten für zusätzliches Kurspotenzial sorgen und somit die Kursverluste des vergangenen Jahres aufholen.
Einige Schwellenländer profitieren als Exporteure von Rohstoffen von deren steigenden Preisen ebenfalls infolge der aufgehobenen Beschränkungen in China. In der vergangenen Woche wurden netto täglich 1,1 Milliarden US-Dollar an den Aktien- und Anleihemärkten von 21 beobachteten Schwellenländern angelegt, so die Daten des Institute of International Finance. Das gab es in den vergangenen 20 Jahren bisher nur einmal. Es wird somit immer offensichtlicher, dass Investitionen in die Zukunft nur unter Berücksichtigung der Emerging Markets denkbar sind. Neben den Aktien- und Rohstoffmärkten haben unter anderem auch die Währungen Kolumbiens, Brasiliens und Chiles gegenüber dem Euro mit rund vier bis fünf Prozent global betrachtet am stärksten aufgewertet.
Eine eher ernüchternde Meldung kam am 19. Januar 2023 aus den USA: Die US-Staatsverschuldung erreichte an diesem Tag mit einem Stand von rund 31,4 Billionen US-Dollar ihr gesetzliches Limit – seit 1960 bereits zum 78. mal. Seit mehreren Jahrzehnten ist bekannt, dass der amerikanische Staat mehr ausgibt als er einnimmt und damit die Schulden erhöht. Des Weiteren erhöhte die US-Notenbank FED wie erwartet den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf die neue Spanne 4,5 bis 4,75%. Signale für eine weitere Zinsanhebung im März wurden bereits geäußert, jedoch würden zukünftige Anhebungen vor allem an der Entwicklung der Konjunkturdaten fest gemacht, so der Notenbankchef Powell. Weitere Straffungen seien jedoch angemessen, um das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen.
Über eine positive Kursentwicklung der US-Techkonzerne freuten sich die Anleger im vergangenen Monat. Rückläufige Anleiherenditen und die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Zinsanhebungszyklus befeuerten die Rally. Allerdings dürfte der Gegenwind aufgrund des Umgangs mit dem Thema Datenschutz der „Big-Techs“ seitens der Europäischen Union (EU) dieses Jahr zunehmen. Ab Mai 2023 sind in der EU der „Digital Markets Act“ und der „Digital Services Act“ anwendbar. Bei Regelverstößen drohen dann Geldbußen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Das könnte auf die Kursentwicklung des ein oder anderen Unternehmen durchaus negative Auswirkungen haben.
Nicht ganz so euphorisch sind die Zahlen des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Dieses schrumpfte im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Hauptgrund hierfür dürfte der Rückgang in den privaten Konsumausgaben sein. Für das erste Quartal im Jahr 2023 könnten diese Einsparungen und ein damit verbundener weiterer Rückgang des BIPs durchaus ein mögliches Szenario sein. Die Kerninflation in der Euro-Zone verharrt wie auch im vergangenen Monat auf 5,2 Prozent und ist damit weiterhin der höchster Wert seit Einführung des Euros. Die Aktienmärkte waren von diesen Meldungen jedoch unbeeindruckt. Auch die Leitzinsanhebung von 0,5% auf 3% und die Ankündigung weiterer Zinsschritte der EZB-Präsidentin Lagarde trübten die Stimmung am Aktienmarkt nicht. Ganz im Gegenteil, dieser verzeichnete nach der Pressekonferenz deutliche Kurssteigerungen.
Es bleibt weiterhin ein eher undurchsichtiger Markt, den aktuell weder ernüchternde Zahlen der Tech-Giganten noch eine restriktive Geldpolitik beeindrucken können. Damit bleibt trotz der jüngsten Kursanstiege die Unsicherheit groß.
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